Milch- und Zuckerset, Heinrich Löffelhardt, 1955, für Jenaer Glas, Schott & Gen.

Entwurf: Heinrich Löffelhardt, 1955,
Hersteller: Jenaer Glas, Schott & Gen. Mainz, 1956,
Formbezeichnung: „Teeservice Jenaer Glas“.
Material: Borosilikatglas, feuerfest.
Gemarkt: geätztes Firmenzeichen, ein Quadrat mit dem Kreis und dem Schriftzug Jenaer Glas mit einem kleinen hochgestellten „er“.
Maße:
1 rechteckiges Pateau für Zucker und Milch: 23,5 cm x 12,5 cm;
1 Zuckerschale: Durchmesser 9,8 cm, Höhe 5 cm;
1 Milchschale: Durchmesser 8,5 cm, Höhe 5,8 cm.

Ausgezeichnet: 1957 mit der Goldenen Medaille auf der XI. Triennale in Mailand. 1960 mit dem Grand Prix, XII. Triennale Mailand.

Zustand: tadellos, ohne Gebrauchsspuren. Alle Teile original.

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Description

Seit den 1920er Jahren wurde in Jena „feuerfestes“ Gebrauchsglas unter dem Markennamen JENAer GLAS produziert und vertrieben. Nach der Enteignung des Stammwerkes in Jena richtete Erich Schott ab 1952 ein neues Hauptwerk in Mainz ein.

Heinrich Löffelhardt wurde ab 1954 die Verantwortung für die Formgebung der „Jenaer Glaswerke Schott & Gen. Mainz“ und seines Tochterunternehmens, der „Vereinigten Glaswerke in Zwiesel“ übertragen. Weil der Markenname „Jenaer Glas“ in den zwanziger Jahren jedoch so erfolgreich eingeführt worden war, begleitete er nun seinen Namensgeber, die Firma Schott & Gen., bis nach Mainz. Jahrzehntelang kommt daher „Jenaer Glas“ aus Mainz, während zur gleichen Zeit in Jena „Saale Glas“ hergestellt wurde. In den 50iger Jahren war Löffelhardt bereits erfolgreich für die Porzellanfabriken Arzberg und Schönwald tätig und konnte als Mitarbeiter von Wilhelm Wagenfeld in der Versuchswerkstatt der Vereinigten Lausitzer Glaswerke VLG (1937-41) und als Entwerfer für die Gral-Glas-Werkstätten in Göppingen auf solide Erfahrungen in der Glasindustrie verweisen.

Das hier angebotene Mich- und Zuckerset liegt einem Vorbild zugrunde, das Wilhelm Wagenfeld im Rahmen seines Entwurfs für ein Teeservice für „Jenaer Glas Schott & Gen.“ ab 1931 entwarf. Da Wagenfelds Entwurf lange einige zeitbedingte Probleme verdeckt hatte, beauftragte Erich Schott zwanzig Jahre später Heinrich Löffelhardt mit der Neugestaltung desselben.

Löffelhardt straffte die einzelnen Gefäße und fand 1955 für die zierlichen Sahne- und Zuckerschalen eine dem Zeitgeist entsprechende, konisch-gespannte Form. In ihrer strengen Eleganz sind sie unverkennbar Produkte jener Periode der Nachkriegszeit, die dem Ideal der „Form ohne Ornament“ verpflichtet blieb und sich Wilhelm Wagenfelds Mahnung zu Herzen nahmen, mit der er den dienenden Charakter der „Dinge um uns“ betont hatte: Ihre „beste Eigenschaft […] sollte das anspruchslose sein“ (1946).

Das kleine Ensemble liefert ein bedeutendes Beispiel für die nach dem Krieg hochgehaltene Verbundenheit zum Bauhaus, für die dort gelehrte Verbindung von „Kunst“ und „Technik“ in der industriellen Produktion. Das Set ging als Botschafter einer jungen Demokratie unter dem Begriff „Gute Form“ um die Welt. Bereits 1957 wurde es auf der XI. Triennale in Mailand mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Drei Jahre später erhielt Löffelhardt auf der XII. Triennale die höchste Auszeichnung, den Grand Prix.

Löffelhardts Service übertraf in seiner Eleganz sein Vorbild, und bleibt noch bis heute, auch durch spätere Versionen aus dem VEB Jenaer Glaswerk, so von Ilse Decho (1962/3) oder durch Hans Merz (1978), unerreicht. Der Anspruch ihrer Gestaltungen veränderte sich über freie künstlerische Entwürfe und hochschulbeeinflusstes Design, bis hin zu exportbestimmtes Design.

Im Gegensatz zu Wagenfelds Teeservice wird Löffelhardt Service nicht als Reedition angeboten. Das hier in Umfang und besten Zustand angebotene Teeservice, zu dem auch die weiniger verbreiteten Kaffeetassen zählen, ist ein Original aus seiner Zeit.

In: Deutsche Warenkunde: Eine Bildkartei des Deutschen Werkbunds, Darmstadt 1955-1961, hier Ausgabe 1955 A, Bl. 139.
Carlo Burschel (Hg.): Heinrich Löffelhardt. Industrieformen der 1950er bis 1960er Jahre aus Porzellan und Glas, Bremen 2004, S.95.
Walter Scheiffele: Wilhelm Wagenfeld und die moderne Glasindustrie, Stuttgart 1994, S.175f und Abb. ebenda.

Additional information

Weight 2 kg

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