Beschreibung
Seit über einhundert Jahren ist Höhr-Grenzhausen der Mittelpunkt der keramischen Industrie im Kannenbäckerland des Westerwaldes.
Die Firma Merkelbach wurde 1845 von Wilhelm Merkelbach gegründet und in dritter Generation von seinem Enkel ab 1907 weitergeführt. Reinhold Merkelbach hatte erstmals den Kontakt zu Künstlern gesucht, deren Entwürfe stilbildend für den spezifischen deutschen Jugendstil wurden. Im Historismus war zunehmend eine Entfremdung zwischen Form und Dekor eingetreten, doch mit der Besinnung auf eine neue Ursprünglichkeit der Gefäßformen, auf Materialgerechtigkeit und eine angemessene Verwendung des Ornaments begann hier eine neue Ära. Künstler und Kunstgewerbler vollzogen den bereits von der englischen „Arts and Crafts“ -Bewegung vorgegeben sozialen Anspruch, der vor allem eine „Kunst für das Volk“ begünstigen sollte.
Im Auftrag der preußischen Kunstverwaltung vermittelte der belgische Jugendstilkünstler Henry van de Velde in den Jahren zwischen 1900 und 1904 als Lehrer an der Königlichen Keramischen Fachschule in Höhr die entscheidenden Impulse der Kunstgewerbereform. Carl Mehlem zählte zu seinen Schülern. Nach seiner Ausbildung beginnt er als Modelleur bei Merkelbach und ab 1912 prägte er als leitender Modelleur und Entwerfer das Erscheinungsbild des Unternehmens.
Mehlem betont in seinen Entwürfen die handwerkliche Komponente, die kunstvolle Arbeit an der Drehscheibe und gibt dem Ornament im Sinne der Form Raum.
In dieser Kanne sind Form, Dekor und Bewegung ideal ins Gleichgewicht geführt worden.
Der Deutsche Werkbund hat im Rahmen seines Projektes „Deutsches Warenbuch“ einige weinige Keramiken der Firma Merkelbach ausgezeichnet.
Unter diesem Krug befindet sich die seltene, ab 1913 geschützte, Prägemarke der Dürerbund-Werkbund-Genossenschaft, die als eine Art „Gütesiegel“ verliehen wurde. Außer von Merkelbach wurden dann diese Keramiken exklusiv auch von der „Gemeinnützigen Vertriebsstelle für deutsche Qualitätsarbeit“ angeboten.
Die Genossenschaft förderte die Verbreitung bestimmter Entwürfe als „mustergültige Massenware“ um dadurch einen „bedeutsamen Einfluss auf die allgemeine Kultur zu gewinnen“, wie es in dem von ihr im Herbst 1915 herausgegebenen Deutschen Warenbuch heißt.
In: Karl H. Bröhan: Kunst der Jahrhundertwende und der zwanziger Jahre, Bd. II, Teil 1, Berlin 1976, S.396.
In: Jürgen Erlebach, Jürgen Schimanski: Westerwälder Steinzeug. Die neue Ära 1900-1930. Jugendstil und Werkbund, Darmstadt 1987, S.89.
In: Rheinisches Landesmuseum, Bonn.
In: Quittenbaum München, 21.Auktion, 19.5.2001, S.172, Los 599, Zuschlag 150 € + Kommission.
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