Albin Müller, Küchengarnitur, um 1910 für Simon Peter Gerz I, Höhr, Westerwald

Entwurf: Albin Müller, um 1910.
Ausführung: Steinzeugwerk Simon Peter Gerz I, Höhr
Bez. am Boden durch Prägestempelung: 163, Maßzeichen, A (Kanne); 1632 A (gr. Deckeldosen); 1632 B (kl. Deckeldosen).
Material: Steinzeug, elfenbeinfarben und grün glasiert
Maße: Milchtopf: Höhe 15 cm, Durchmesser 12,3cm, Inhalt 1L; gr. Deckeldosen beschriftet Kaffee und Reis: Höhe 20 cm, Durchmesser 12,3cm; kl. Deckeldosen beschriftet Muskat und Lorbeer: Höhe 12 cm, Durchmesser 6,6 cm.

Fünf Teile einer Küchengarnitur. Gefäße mit zylindrischer Wandung über eingezogenem, sockelartigem Stand, reliefierter, geprägter Dekor aus drei umlaufenden Bändern mit stilisierten, cremefarbenen Blütenmotiven auf grünem vertieftem Grund, Deckel als Kugelausschnitt mit linsenförmigem Knauf, versetzt sternförmig verlaufender Dekor.

Insgesamt in einem altersbedingt sehr gutem Zustand. Alle Teile stammen aus demselben Brand. Keine Alters- und Farbunterschiede. Zwei Randbestoßungen an einem großen, eine an einem kleinen Deckel, ein Abschlag am Einsatzrand im Innern eines Deckels, Behälter ohne Beanstandungen.

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Description

Albin Müller (geb. im Erzgebirge 1871, gest. 1941 in Darmstadt)  – zusammengeschrieben Albinmüller, wie er sich ab 1917 nannte – zählt zu den prominenten Entwerfern der Kunstgewerbereformbewegung um 1900. Er gehörte zur Generation der Pioniere des Produktdesigns, wie Henry van de Velde, Peter Behrens und Richard Riemerschmid. Als Künstler wie auch als Architekt von überragender Vielseitigkeit schuf er Entwürfe hauptsächlich für Möbel, Metallarbeiten, Serpentinstein, Glas, und Keramik.
Der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen berief Müller 1906 an die Darmstädter Künstlerkolonie. Nach dem Tod Josef Olbrichs im Jahre 1908 wurde er führender Architekt der Künstlerkolonie.

Besonders erfolgreich bewies sich Müller im Bereich Steinzeug. Seine Entwürfe erwiesen sich für verschiedene Fabriken der existenzbedrohten Westerwälder Steinzeugindustrie als Glücksfall, so dass er zur damaligen Zeit als der eigentliche Neuerer des Westerwälder Steinzeugs galt. Seine Entwurfstätigkeit konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Jahre um 1910. Zu den führenden Firmen zählte auch Simon Peter Gerz, für die Müller die hier angebotenen Vorratsgefäße entwarf. Neben Bowlen und Kannen reizte es ihn auch andere Utensilien, speziell für die Küche zu entwerfen. Solche Stücke sind heute nur noch sehr selten zu finden, aber diese erstaunlich gut erhaltenen Gefäße konnten tatsächlich in einer Bäckerei in Darmstadt wieder entdeckt werden.

In: Die Kunst 24 (1910/11), S.183 mit Abb.; Dekorative Kunst Jg.14, 1910/11, Abb.S. 183; Erlebach/Schimanski 1987, S.47, Kat.Nr. 32. Museum Künstlerkolonie Darmstadt, Bestandskat. Mathildenhöhe Darmstadt 1990, Abb. S.167.

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