„Notgeld“, Weimar, 1923, Entwurf Herbert Bayer, Bauhaus

Maße: 14x7cm. Ein-, Zwei- und Fünfzig-Millionen-Mark-Scheine.

Zustand: Die hier angebotenen Banknoten sind gebraucht und weisen die für ihr Alter typischen Spuren auf.

Alle Noten sind mit Wasserzeichen versehen. Angeboten werden hier Scheine der Serien A-Z, die zwischen dem 10.8.1923 und 5.10.1923 ausgegeben wurden. Alle Farben sind unterschiedlich.
Schreiben Sie uns eine Mail, wenn Sie an bestimmten Seriennummern und Farben interessiert sind.

BEACHTE! Der Preis gilt für einen Schein! Bitte geben Sie den gewünschten Wert und die gewünschte Farbe an.
Vorzugspreis für das Gesamtkonvolut 24 Scheine: 2200€.

EUR 100,00 inkl. MwSt.

Enthält 19% Mwst.
zzgl. Versand
Lieferzeit: ca. 3-4 Werktage nach Zahlungseingang

In stock

SKU: T202931 Categories: Tags: , ,

Description

Am 8. August 1923 wurde die künstlerische Gestaltung des überregionalen Notgeldes des Landes Thüringen dem Maler und Typographen und derzeitigem Jungmeister des Bauhauses Herbert Bayer übertragen. Praktisch über Nacht stellt der 23igjährige, in der liberalen Festung Weimar ein überzeugendes, funktionstüchtiges, die jüngsten programmatischen Ideen des Bauhauses umsetzendes Konzept auf die Beine.

Die zwischen Juli und September 1923 stattfindende Bauhausausstellung hatte entscheidend zur Klärung des Selbstverständnisses und zur Präzisierung der Zielvorstellungen des Bauhauses beigetragen und die Notgeldscheine sind ein erstes, bisher kaum beachtetes Zeugnis des berühmten Umschwunges, den Walter Gropius mit dem Schlagwort „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ einführte und damit der Schule eine Neuorientierung von der handwerklichen auf eine technische Gestaltungsgrundlage gab.

Deutlich erkennt man an Bayers Entwurf den Einfluss der holländischen De-Stijl Bewegung, die zwischen 1921 und 1923 maßgeblich durch den Künstler Provokateur und Theoretiker Theo van Doesburg in Weimar verbreitet wurde. Bayer nahm das Spiel mit den De-Stijl typischen, starken Farben und Elementarformen, mit Symmetrie und Asymmetrie gekonnt und spielerisch auf. Er ordnet klar umrissene rechteckige Flächen zueinander, horizontal und vertikal, trotz einheitlicher Farbgebung.
Es gelingt ihm nicht nur ein über Werte und Serien hinaus standardisierbarer Entwurf, sondern ein ebenso herausragender, wie moderner. Das wird umso deutlicher, führt man sich vor Augen, dass für die Papiermark gedämpfte Farben und eine Bildsprache gebräuchlich war, die bevorzugt mit Wappen, Volkshelden oder historischen Themen, kartuschiert, verschnörkelt in einer altdeutschen Schrift, die gefühlsmäßige Vorstellungswelt der großen Masse ansprach – Formeln zur Stärkung der Volksgemeinschaft – Samen der Blut und Boden-Ideologie.

Interessant, vor allem auffällig, scheint die Wahl der kräftigen Farben, die in einem nahezu regelmäßigen, zeitlich engen Turnus – nach ein bis drei Tagen – ausgegeben wurden. Obgleich der Einsatz der Druckfarben mit Sicherheit abhängig von dessen Verfügbarkeit war, wechseln diese doch konsequent in der kurzen Abfolge. Mit den Notgeldscheinen wurde in einzigartiger Weise ein Farbreigen in Umlauf gebracht – eine Art Farbtafel für Jedermann. Bayer gelang die wechselnde Abfolge der Primärfarben Gelb, Rot, Blau mit Sekundärfarben (Mischungen zweier Primärfarben) Orange, Grün, Violett und Tertiärfarben (Mischungen zweier Sekundärfarben) Citrin, Russet und Olive, Farben, mit denen Kandinsky seine Farblehre begann.

Zunächst hielt es Kandinsky für zweckmäßig die Farben zu isolieren und dann im Kontext mit anderen zu betrachten. Neben der Untersuchung des jeweiligen „inneren Klanges“ der einzelnen Farben trat in Kandinskys Unterricht ein eingehendes Studium der Beziehungen der Farben zueinander. Über seine Einstellung am Bauhaus zum Problem der Harmonie der Farben lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. Festzuhalten ist aber, dass er systematisch untersuchen ließ, wie sich die Farbgebungen je nach Flächengröße und Farbgebung verändern. Bayer scheint sein Publikum, ebenso wie Kandinsky einzuladen, über die Wirkung einzelner Farben, wie im Zusammenspiel mit anderen nachzudenken.

Die zügig und in großen Mengen in Umlauf gebrachten Scheine präsentierten nicht nur die Schule wirkungsvoll nach außen, sondern warben für neue pädagogische Methoden und unkonventionelle Gestaltungen. Vor allem plädierten sie für Neuerung statt Rückzug, für künstlerisches Ethos statt leerem Pathos.

Die Notgeldscheine lassen das große Potential von Herbert Bayer ahnen, der seinem Erfolg als einer der profiliertesten und international bekanntesten Typographen des 20. Jahrhunderts voranging.

Vgl.: Hans M. Wingler (Hg.): Herbert Bayer: Das künstlerische Werk 1918-1938, Bauhaus Archiv Berlin 1982, S.29; Bauhaus 1919-1923 catalogue of 1988 Brussels exposition on the Bauhaus Page 92, 62
Quittenbaum Kunstauktionen München: Höhepunkte der Design-Geschichte III – Design made in Germany, 27.November 2006, Los 138, Taxe für einen Schein: 260$, 200€. Wright auction house Modernist 20th Century 18 May 2003 Lot 111 * Quittenbaum Munich Highlight of Design – Made in Germany 27 November 2006 Lot 138

Ausgestellt ua: MoMA Museum of Modern Art, New York „Bauhaus 1919 – 1933: Workshops for Modernity“ im  Nov- Jan., 2009 /2010 und in Berlin Bauhaus Archiv, Stiftung Klassik Dessau, Klassik Stiftung Weimar, „Modell Bauhaus“ Juli- Okt. 2009.

Weiterführend zu: galoppierender Inflation, überregionales Notgeld des Landes Thüringen, Serien, vlg. Beitrag im Experten-Forum: Bayers Notgeld – Design in der Krise.

Additional information

Weight 1 kg

Reviews

There are no reviews yet.

Be the first to review “„Notgeld“, Weimar, 1923, Entwurf Herbert Bayer, Bauhaus”