Beschreibung
Langsam und in gewundenen Formen schlängelt sich eine Schlange um ihren Meister – das Auge scheint dabei wie in einer Zeitlupenaufnahme der langsamen Beschwörung des sich aufrichtenden Tieres zu folgen. So erzählt diese kleine Bronze die verträumte Geschichte eines hockenden Schlangenbeschwörers, in Fez und Aba gekleidet, der mit erhobener Hand seine Schlange dressiert und sie zum Tanzen bringt. Der Reiz der kleinen Bronze besteht sicherlich in ihrer magischen Erzählung, gepaart mit den Raffinessen der Wiener Bronzegießerei um die Jahrhundertwende.
Die Wiener Bronzen im Besonderen lassen sich durch ihre Detailtreue und durch die höchste Präzision der Ausarbeitung erkennen, für die sie international bekannt sind. Als einer der ersten begann Mathias Bermann 1850 mit dem Guss solch fein ausmodellierter Bronzen. Mit seinen Produkten konnte er sich schnell in die traditionsreiche Qualitätsarbeit des Wiener Handwerkes einreihen, was bald von weiteren Kunstgießern wie Franz Xaver Bergmann (1861-1937) aufgegriffen wurde. Oftmals wurden diese Stücke nur in stark limitierten Serien gegossen, wodurch sich dem Betrachter jedes Stück als einzigartig präsentiert. So ist jedes Stück in seiner Ausführung und Fassung ein Unikat!
Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich ein großes Darstellungsrepertoire der Wiener Bronzen, von kleinen Tierplastiken bis hin zu exotischen Motiven. Letztere griffen besonders die Orientbegeisterung des auslaufenden 19. Jahrhunderts auf, die durch das imperiale Streben der europäischen Großmächte und durch die vielen breit zugänglichen Reiseberichte zu einem sehr beliebten Sujet avancierte.
Die kleine, qualitätsvoll ausgearbeitete Plastik weist noch die originale, aber stark beriebene Farbfassung auf.
Weiterführend:
Hansen, Volkmar (Hg.): Begegnung mit dem Fremden. Frühe Orientbilder im 17.-19. Jahrhundert, Bonn 2009.
Hrabalek, Ernst: Wiener Bronzen. Eine Tradition in künstlicher Vollendung, München 1991.
Seiler, Dietmar: Wiener Bronzen. Die Bronze-Miniaturen der Jahrhundertwende, Augsburg 1991.