Description
Der kleine schreitende Pfauenhahn mit hochgerecktem Hals, kecker Haube und langer, bunter Schleppe der Porzellanmanufaktur Meißen hat ein besonders schönes naturalistisches Farbspektrum. Es sind die Farben des Jugendstils, Aufglasurfarben im originalen Zustand: ein leuchtendes Königsblau, und ein mildes, verträumtes Seladongrün. Eine neue, von der „Jugendbewegung“ der Zeit geschaffene Harmonie!
Das Pfaumännchen wurde von Porzellanmodelleur Konrad Hentschel (1872-1907) im Jahr 1898 entworfen. Hentschel war als Modelleur von 1897 bis 1907 für die Meißener Manufaktur tätig und wurde vor allem mit seinem Entwurf des Krokus-Dejeuners von 1896 und durch die Serie an kleinen Kinderfiguren von 1904-1905 bekannt. Mit dem Service, das in Form und Staffage die Krokusblüte nachahmt, schaffte Hentschel das erste Gebrauchsgeschirr, das geschlossen die Formen des Jugendstils aufgriff und diese neue Entwicklung in das Design des Gebrauchsporzellans überführte.
Die Pfauenfigur wurde um 1900 in der Werkstatt der Manufaktur ausgeformt. Am Boden sind in Unterglasurblau die gekreuzten Schwerter mit Knaufpunkt, auch als „Knopf“ bezeichnet, gemalt. Die so genannte „Knaufzeit“ umfasst den Zeitraum 1850/60 bis 1924. Am Boden ist zudem die Modellnummer R172 eingeritzt.
Die Porzellanmanufaktur Meißen wurde 1710 als „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur“ gegründet. Als „Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meißen“ ging sie 1806 aus dem Besitz der Krone in das Eigentum des sächsischen Fiskus über. Ab 1918 wurde sie in „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen“ umbenannt.
Literatur:
Bergmann, Sabine; Bergmann, Thomas: Meissener Künstler – Figuren. Modellnummern A 100 – Z 300, Erlangen 2010, S. 236.
Bröhan, Karl: Kunst der Jahrhundertwende und der zwanziger Jahre, Bd. 2, Teil 2, Berlin 1977, S. 288-371.
Hakenjos, Bernd: Um 1909. Porzellan aus Berlin, Meissen und Nymphenburg. Eine Ausstellung zum 90jährigen Bestehen des Hetjens-Museums, Düsseldorf 1999.
Just, Johannes: Meissener Jugendstil Porzellan, Leipzig 1983.