Description
Die Deutschen Werkstätten leisteten einen für die Geschichte moderner Gestaltungen wichtigen formal-ästhetischen Beitrag zum Aufbruch des „Neuen Wohnens“. 1912 wurde „Das Deutsche Hausgerät“, ein Möbelprogramm in Elementarbauweise, von etwa 20 künstlerischen Mitarbeitern der Werkstätten entwickelt. Die Möbel und Ausstattungstücke galten als gediegen, formschön, gut, qualitätsvoll und zugleich preiswert.
Der Tischler und Werkmeister Karl Schmidt hatte 1898 das Unternehmen ursprünglich unter dem Namen Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst gegründet. 1910 siedelten die Betriebe der Deutschen Werkstätten vom Stadtgebiet an den Rand nach Dresden-Hellerau. Hier entstand seit 1909 eine Gartenstadt, die sich zu einem Anziehungspunkt für Künstler und Wortführer der Kunstgewerbereformbewegung entwickelte. Manche wurden ansässig, sogar der Deutsche Werkbund und auch der Dürerbund verlegten hierher ihre Geschäftsstelle.
Der hohe reformpädagogische Anspruch der Deutschen Werkstätten dokumentiert sich bereits in der Gestaltung der Muster- oder Preisbücher selbst. Schmidt hatte seit dem Frühjahr 1910 Lucian Bernhard mit Entwürfen beauftragt. Mit ihm und einer Reihe anderer Entwerfer entstand damals der neue Berufsstand des Gebrauchsgrafikers (vgl. AEG, Kaffee Hag, Manoli). Die typographischen Elemente, die Bernhard für die Deutschen Werkstätten als systematisiertes visuelles Erscheinungsbild konzipierte, setzten sich v.a. aus dem vierpassartigen Zeichen mit der Wortmarke DEWE (das noch bis 1951 Gültigkeit besaß), einem linearem Ordnungsprinzip und den jeweils für einen Ort charakterisierenden Farben zusammen.
In dieses Gestaltungsprinzip ließ sich auch das von Bernhard gestaltete Erscheinungsbild der „Gemeinnützigen Vertriebsstelle für deutsche Qualitätsarbeit“ eingliedern. Ebenso gewollt war die äußere Verbundenheit zum „Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe“, dem so genannten Werkbundmuseum. Der Mäzen und Kunstsammler Karl Ernst Osthaus hatte bereits zuvor Bernhard beauftragt.
Auf diesem hier angebotenen Katalog der Deutschen Werkstätten aus dem Jahr 1912 basierten die Überlegungen zur Konzeption des Deutschen Warenbuches, das der Deutsche Werkbund 1915 als Vorbildverzeichnis dem Handel, Gewerbe und Käufern zur Verfügung stellte.
Der Erfolg der deutschen Kunstgewerbereformbewegung resultierte gerade aus dieser kooperativen Zusammenarbeit, für die Bernhard ein „Corporate Design“ als gemeinsame Vermarktungsstrategie bereithielt.
Ein wahrhaft historisches Dokument.
Vgl. Deutsches Warenbuch, herausgegeben von der Dürerbund-Werkbund-Genossenschaft, Hellerau bei Dresden o.J. (1915).
Weiterführend: H. Rezepa-Zabel: Deutsches Warenbuch, Reprint und Dokumentation. Gediegenes Gerät fürs Haus, Reimer Verlag Berlin 2005. S.127, Abb.59.
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