Beschreibung
Wie kein anderer vermochte es der französische Schmuck- und Glaskünstler René Lalique (1860-1945) der Begeisterung seiner Zeit für Parfüms und andere Toilettenartikel Ausdruck zu verleihen. In Zusammenarbeit mit dem Pariser Parfümeur François Coty (1874-1934), der für seine exklusiven Düfte bekannt war, schuf Lalique ab 1909 erstmalig charakteristische und ästhetisch ansprechende Fläschchen, die den Duft bereits durch ihr Design optisch und haptisch erlebbar machten. Parfüm war um 1900 zwar immer noch ein Luxusartikel, aber nun war es fest mit einem Namen verbunden und befand sich gleichzeitig in einem kleinen Kunstwerk für sich, das die Düfte aufwertete und auf keinem Toilettentisch der Damen von Welt fehlen durfte. Zahlreiche weitere Kooperationen mit Parfümeuren wie mit D’Orsay, Roger & Gallet oder Marcel Frank folgten bis in die 1930er Jahre und brachten weitere Flakon-Ikonen hervor.
Unter seinem eigenen Namen vertrieb Lalique kostspielige Flakons, wie das hier angebotene, das zur Befüllung mit dem persönlichen Lieblingsduft bestimmt war. „Deux Fleurs“, die zwei vollplastischen, in voller Blüte stehenden Blumen, entwarf der Künstler im September 1935. Ein Design, das den Herstellungsprozess der Überlagerung blumiger Düfte selbst veranschaulicht, und zugleich zu einem haptischen Erlebnis werden lässt.
Laliques originelle und avantgardistische Entwürfe galten nicht nur als die nette Umverpackung für das Luxusgut Parfüm, sondern wurden als wahre Kunstraritäten hochgeschätzt. Die Wohlhabenden rissen sich international um die gefragten französischen Glaspreziosen – und das bis heute! Seine Flakons stehen ungebrochen für den Stil der Upperclass des frühen 20. Jahrhunderts und sind heiß begehrte Sammlerstücke.
Wie nahezu alle Flakons Laliques wurden auch die „Deux Fleurs“ in der speziell von ihm 1907 entwickelten Technik des gleichzeitigen Formens, Blasens und Pressens des Glases in Handarbeit hergestellt, während der Stopfen passgenau eingeschliffen wurde. Die hohe Qualität seiner Glasarbeiten wird so auch in der Verarbeitung unverkennbar.
Am Boden ist der Flakon durch Ätzung mit „Lalique France“ gemarkt.
Weiterführend:
Elliot, Kelley: René Lalique. Enchanted by Glass, Ausstellungskatalog, New Haven/London 2014.
Marcilhac, Félix: R. Lalique, Catalogue Raisonné, Paris 2004, S. 339.