Die Geschichte und Bedeutung des Galalith-Schmucks in Deutschland, auch in Europa und Amerika kann bisher nicht geschrieben werden. Mit Blick auf die Galalith-Schmuckproduktion der Firma Jakob Bengel in Idar-Oberstein kann nur ein kleiner Ausschnitt dieser hochinteressanten Materie beleuchtet werden.
In den 30er Jahren hatte man diesem Schmuck aus „nur Kunststoff“ keine große Bedeutung zuerkannt und so mag es auch nicht verwundern, dass man in den einschlägigen, zeitgenössischen Fachzeitschriften kaum einen nennenswerten Hinweis auf Galalith-Schmuck findet. Das Fachblatt der Goldschmiede und Juweliere, widmete dem Modeschmuck Ende der 30er Jahre immerhin einen Aufsatz und lobte die Vorzüge dieses Materials. Von seiner Besonderheit in der Bearbeitbarkeit war die Rede, seine Funktion als „billiger Ersatzstoff“ stand im Vordergrund. Der gesetzlich geschützte Produktname „Galalith“ wurde gar nicht genannt. Es war lediglich vom „Edelharz“ die Rede. Als „kühle Ergänzung, aber auch beliebter Kontrast zu dem farbigen Galalith mit seiner seidig schimmernden oder auf Hochglanz polierten Oberfläche dienten vernickeltes oder verchromtes Messing oder Tombak. Chrom wurde seit Ausgang des 19. Jahrhunderts genutzt. Die großindustrielle Nutzung ist etwa zeitgleich mit der des Galaliths anzusetzen. Um 1930 war seine Verwendung noch sehr kostspielig, erst allmählich ging man dazu über, die Grundmetalle wie Messing oder Tombak nicht nur zu vernickeln sondern zu verchromen.
Heute fasziniert neben der Leuchtkraft und Klarheit der aufeinander treffenden Materialien, dass industrielle Produktion und herausragende Gestaltung bereits in den 30iger Jahren nicht als Widerspruch betrachtet wurden, dass die gestaltete Form dem Schmuckobjekt zu einer zeitlosen Wertigkeit verhalf.
Da die Sammelleidenschaft für diese Entwürfe den europäischen Raum bereits erobert hat, wird in diesem Bereich zukünftig mehr zu erhoffen sein. Mit der Einrichtung der Bengel-Stiftung im Jahr 2001 ist der Grundstein für die Erforschung der Modeschmuckindustrie bereits gelegt.